Rücklings im Sommergras liegen, den Schmetterlingen beim Tanzen zusehen und gelegentlich dem Waldschaf, das sich zum Wiederkäuen niedergelassen hat, zwischen den Ohren kraulen. Nachts bei Vollmond in den Stall huschen, das Fläschchen mit der Lämmermilch unterm Arm, um dem jüngsten, von der Mutter nicht angenommenen Lamm über die ersten Lebenswochen zu helfen.
Das sind nur zwei von vielen Szenarien, die wir als gutes Dutzend Hobby-Schäferinnen und Schäfer in unserem ehrenamtlichen Arche-Alltag erleben. Seit 2015 halten wir eine kleine Herde Waldschafe gemeinschaftlich auf der Ziegelleite in Atzelsberg. Dabei legen wir besonderen Wert auf eine kosten- und arbeitsextensive Tierhaltung. Die täglichen Arbeiten teilen wir als Gruppe nach einem Wochenplan auf. Anstehende Aufgaben darüber hinaus (Heuen, Scheren, Klauenschneiden, Weidewechsel usw.) werden gemeinsam erledigt und enden nicht selten am Lagerfeuer. Wer sich einmal auf die „schafige“ Atmosphäre der Herde eingelassen hat, freut sich immer wieder über das freundliche Gemüt und die entspannte Zutraulichkeit der Tiere. Denn: Schafe erkennen Gesichter wieder!
Kinder und Waldschafe ‒ passt!
Anfang August 2019 fand über die Diakonie Neunkirchen am Brand ein Ferienprogramm bei den Schafen des Arche Bauernhofes statt. Dieser Vormittag wurde organisiert und durchgeführt von Stina, Erzieherin und Erlebnisbäuerin, die schon einige Schafsbesuche für die Kinder aus ihrem Kindergarten ermöglicht hat. Die Kinder erhielten einen Einblick in den artgerechten Umgang mit den Schafen, trauten sich sie zu füttern und zu kuscheln. Ebenso standen Naturspiele und kreative Tätigkeiten, wie das Kardieren und verweben der Schafwolle mit auf dem Programm. Eine selbst hergestellte Köstlichkeit aus Schafsquark und Wildkräutern machten den Vormittag zu einer Naturerfahrung mit allen Sinnen. Da die 12 Kinder im Alter zwischen 6 und 10 Jahren von diesem Erlebnis so begeistert waren, wird dieses Angebot in das Osterferienprogramm der Diakonie Neunkirchen mit aufgenommen.
Wie viele andere Rassen auch, sind die Waldschafe vom Aussterben bedroht. Langfristig streben wir daher eine stabile Gruppe von etwa 10–15 Mutterschafen an, um damit zur Rettung dieser robusten und genügsamen Landschafrasse beizutragen. Dabei spielte der stattliche Zuchtbock Sepp eine wesentliche Rolle, der zwischen 2017 und 2019 für reichlich Nachwuchs sorgte. Er wird seit Ende 2019 von Michel abgelöst, einem zurückhaltenden dunklen Widder mit niedrigem Widerrist und guten Klauen. Ergänzt wird die aktuelle Mutterschafherde durch Castro ‒ nomen est omen ‒ und seinen Kollegen Othello, den wir nach erfolgter Kastration als verschmusten Hammel behalten haben und bestimmt nicht wieder hergeben werden. Zwölf unserer Schafe sind bisher ins Herdbuch eingetragen, was uns schon ein bisschen stolz macht.
Weiteres Waldschafwissen, mäh!
Das Waldschaf ist eine gefährdete regionale Hausschafrasse, die sehr gut an die rauen Bedingungen der Mittelgebirgsregion angepasst ist. Es ist wetterunempfindlich, genügsam, robust, leichtfuttrig, hat unempfindliche Euter und Klauen und ist somit wenig anfällig gegenüber Krankheiten und Parasiten. Waldschafe haben ein ruhiges Gemüt und weiden in geschlossenen Gruppen. Die Tiere sind auf die Raufutterverwertung spezialisiert, weshalb eine Aufzucht ohne Kraftfutter möglich und sinnvoll ist. Kraftfutter, Silage aus jüngerem Gras und Kleegras können aufgrund der zu hohen Eiweißkonzentration Krankheiten hervorrufen. Das Weideverhalten dieser Rasse hat eine wichtige ökologische Bedeutung, da Waldschafe viele von anderen Tieren verschmähte Pflanzen fressen und somit zur Kontrolle des Bewuchses eingesetzt werden können. Sowohl Wolle, Fell als auch Fleisch des Waldschafes sind verwertbar. Die grobe und filzige Mischwolle eignet sich im Gegensatz zu vielen heutigen Leistungsrassen besonders gut zum Handspinnen, Filzen sowie zur Herstellung von robustem und relativ leichtem Waldschaf-Tweed.
(Katharina Zeutschner)